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2019 | Buch

Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Über dieses Buch

Der Band liefert eine Zustandsbeschreibung des Journalismus in einer Zeit, in der Medieninstitutionen ökonomisch unter Druck stehen und journalistische Autoritäten zunehmend hinterfragt werden. Das Buch berichtet Ergebnisse einer Befragung von über 2500 Journalist*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Zentrum stehen die soziodemografischen Profile der Journalist*innen, die Anstellungsverhältnisse und Tätigkeitsbereiche, ihre beruflichen Rollenverständnisse und ethischen Orientierungen, ihr Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen sowie die Wahrnehmung von redaktioneller Autonomie und Einflüssen auf ihre Arbeit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Zur Einleitung: Journalismus in schwierigen Zeiten
Zusammenfassung
Aktuell kommt kaum ein Bericht zur Lage des Journalismus ohne Krisenrhetorik aus. Als Treiber der Krise gelten sinkende Auflagen und Marktanteile, die Abwanderung von Anzeigen in das Internet, die Konkurrenz durch kostenlose Online-Nachrichtenportale und Bürgerjournalismus sowie die Veränderung des Nachrichtenkonsums insgesamt (Meckel et al. 2012). Frank Patalong (2015) beschrieb den journalistischen Arbeitsmarkt im Spiegel unlängst als „Krisestan“, und auch die Journalismusforschung spekuliert betriebsam über das „Ende“ bzw. „Sterben“ des Journalismus (Charles und Stewart 2011; McChesney und Pickard 2010). Bereits 2005 haben Rudolf Gerhardt, Hans Mathias Kepplinger und Marcus Maurer im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gemahnt, dass jede Journalismuskrise auch eine Krise der demokratischen Öffentlichkeit sei.
Thomas Hanitzsch, Josef Seethaler, Vinzenz Wyss
Kapitel 2. Die methodische Anlage der Studie
Zusammenfassung
Die in diesem Buch berichteten Ergebnisse basieren auf standardisierten Interviews, die in den Jahren 2014 und 2015 mit über 2.500 Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wurden. Konzeptionell und methodisch war die Studie eingebettet in die zweite Welle der Worlds of Journalism Study, in der zwischen 2012 und 2016 insgesamt über 27.500 Journalisten in 67 Ländern zum aktuellen Stand sowie zum Wandel ihres Berufsfelds befragt wurden.
Nina Steindl, Corinna Lauerer, Thomas Hanitzsch
Kapitel 3. Soziodemografische Merkmale
Zusammenfassung
Die Einstellungen der Menschen zu Medien und Journalismus sind „eher diffus, wenig strukturiert und wenig kohärent“, musste vor etwa einem Jahrzehnt eine Befragung in Deutschland eingestehen (Donsbach et al. 2009, S. 133). Die seither zwischen „Lügenpresse“-Vorwürfen und Vorstellungen einer „Vierten Gewalt“ oszillierende und eskalierende Diskussion dürfte das Bild des Journalismus in der Öffentlichkeit nicht versachlicht haben. Den Boden für solcherart verzerrte Images bilden nicht zuletzt die in der Populärkultur bzw. vor allem in Filmen verbreiteten Stereotype von Journalisten. Der rücksichtslose Medienmagnat, der jähzornige Chefredakteur, der ehrenhafte, keine Risiken scheuende Investigativ-Reporter, die sarkastische Journalistin, die sich in einem von Männern dominierten Beruf zu behaupten versucht, der machthungrige Klatschkolumnist, die schroffe, aber weichherzige Lokalredakteurin, der naive Jungreporter – sie alle bevölkern die Massenkultur und prägen die Vorstellungswelt vieler Menschen. Diesen Stereotypen Fakten entgegenzusetzen ist eines der Anliegen der Worlds of Journalism Study, deren Ergebnisse schon allein hinsichtlich der in diesem Kapitel vorgestellten soziodemografischen Merkmale ein sehr differenziertes Bild des Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeichnen.
Marlene Dietrich-Gsenger, Josef Seethaler
Kapitel 4. Journalisten in ihrem Arbeitsumfeld
Zusammenfassung
Das journalistische Arbeitsumfeld hat sich in den letzten Jahrzehnten tief greifend gewandelt. Die größten Treiber dieses Wandels waren sicherlich technologischer Fortschritt und ökonomische Herausforderungen, auf die Medienunternehmen ihrerseits mit Umstrukturierungs- sowie Kostensenkungsmaßnahmen reagierten (Deuze und Fortunati 2011).
Corinna Lauerer, Filip Dingerkus, Nina Steindl
Kapitel 5. Journalismus zwischen Unabhängigkeit und Einfluss
Zusammenfassung
Ist Journalismus unabhängig? Welche Faktoren beeinflussen die Arbeit von Journalisten? Diese Fragen beschäftigen die Journalismusforschung in westlichen Demokratien seit Jahrzehnten (Sjøvaag 2013). Denn journalistische Unabhängigkeit wird als Voraussetzung dafür angesehen, dass Journalisten ihr Publikum kritisch über das Zeitgeschehen informieren und ihrer gesellschaftlichen Kontrollfunktion im Sinne einer „Vierten Gewalt“ nachkommen können.
Corinna Lauerer, Guido Keel
Kapitel 6. Berufliches Rollenverständnis
Zusammenfassung
Untersuchungen zum beruflichen Rollenverständnis von Journalisten leisten einen zentralen Beitrag zum Verständnis der gesellschaftlichen Identität und Legitimation von Journalismus. Im Kern geht es um die Vorstellungen und Ideale, die Journalisten mit ihrer Tätigkeit verbinden. Diese Ideale speisen sich aus gesellschaftlichen Erwartungen an die Leistung von Journalisten und verfestigen sich zu beruflichen Zielen, die das journalistische Handeln anleiten können.
Thomas Hanitzsch, Corinna Lauerer
Kapitel 7. Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen
Zusammenfassung
Vertrauen ist ein Grundpfeiler und essenzieller Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Es ist elementar für die menschliche Interaktion und das soziale Miteinander. Zugleich sorgt es in der komplexen Sphäre moderner Gesellschaften für die Aufrechterhaltung demokratischer Strukturen (Easton 1965; Mishler und Rose 2001; Moy und Scheufele 2000).
Nina Steindl
Kapitel 8. Professionelle Ethik
Zusammenfassung
Wie selten zuvor haben im letzten Jahrzehnt sich häufende Medienskandale so manche medienethische Debatte ausgelöst. Erinnert sei etwa an die fiktiven Interviews des Schweizer Journalisten Tom Kummer oder an die Spiegel-Affäre rund um den Fall Claas Relotius, Bilder aus Österreich von dem Lastwagen am Autobahnrand, der zur Todesfalle für 71 Flüchtlinge wurde, oder an die Bild-Zeitung, die im November 2000 irrtümlicherweise über die vermeintliche Ermordung eines kleinen Jungen durch Neonazis im ostdeutschen Sebnitz berichtete. Medienkritische Debatten werden geführt, seit es Journalismus gibt. Neu ist allerdings, dass das öffentliche Glaubwürdigkeitsrisiko des Journalismus vor dem Hintergrund des Bedeutungs- und Vertrauensverlusts der Medien problematisiert wird.
Vinzenz Wyss, Filip Dingerkus
Kapitel 9. Journalismus im Wandel
Zusammenfassung
Zweifellos unterliegt der Journalismus als soziale Institution seit jeher Transformationsprozessen, die sich augenfällig an medien- und kommunikationstechnologischen Veränderungen festmachen lassen, aber nicht unbeeinflusst sind von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Faktoren. Um den gegenwärtigen Wandel präzisieren zu können, versuchte die Worlds of Journalism Study zum einen herauszufinden, welche Einflüsse auf die journalistische Tätigkeit aus Sicht der Betroffenen stärker, welche schwächer geworden sind, und zum anderen, welche Aspekte ihrer Tätigkeit an Bedeutung gewonnen, welche an Bedeutung verloren haben.
Josef Seethaler
Kapitel 10. Zwischen Kontinuität und Wandel: Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Zusammenfassung
Das Kernergebnis der vorliegenden Studie lässt sich auf die Formel bringen: „Journalismus zwischen Kontinuität und Wandel“. Dabei scheint sich Wandel im Wesentlichen in den Umwelten des Journalismus abzuspielen, während sich Kontinuität in erstaunlicher Deutlichkeit in der professionellen (Selbst-)Wahrnehmung der von uns befragen Journalisten findet.
Josef Seethaler, Thomas Hanitzsch, Guido Keel, Corinna Lauerer, Nina Steindl, Vinzenz Wyss
Backmatter
Metadaten
Titel
Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz
herausgegeben von
Thomas Hanitzsch
Dr. Josef Seethaler
Prof. Dr. Vinzenz Wyss
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-27910-3
Print ISBN
978-3-658-27909-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27910-3